Dornum
Zum herausragenden kulturellen Besitz der Gemeinde Dornum zählen die Orgel der St.-Bartholomäus-Kirche von Gerhard von Holy sowie zwei Burgen, die Norderburg (Wasserschloss) und die Osterburg (Beningaburg). In der Gemeinde steht zudem die älteste Mühle Ostfrieslands (erbaut 1626). Dornum war vom Spätmittelalter bis in die Neuzeit eine Herrlichkeit, zuletzt unter den Freiherren von Closter.
Der Ortsteil Nesse zählt zu den ältesten Wik-Siedlungen in Ostfriesland und wird auf das 9. Jahrhundert datiert. Ebenso wie in Groothusen und Grimersum fand dort vor der Verlandung des Hafens und den Eindeichungen reger Seehandel statt.
Heute ist ein wichtiges wirtschaftliches Standbein der Gemeinde der Tourismus. Die Gemeinde ist zudem Drehscheibe für den Import von norwegischem Nordseegas: Dort enden die Pipelines Europipe I und II. Wichtig für die Region ist dazu die Landwirtschaft.
Dornum ist der Geburtsort von Miene Schönberg, nach ihrer Auswanderung in die USA bekannt geworden als Minnie Marx, Mutter der Marx Brothers. Auch ihr Bruder Al Shean (geboren als Albert Schönberg) stammt aus Dornum: Er war Komödiant und darüber hinaus Wegbereiter für den Erfolg der Marx Brothers.
Das Wasserschloss in Dornum, die Norderburg, wurde ebenso wie die Beningaburg wahrscheinlich im 14. Jahrhundert von Olde Hero von Dornum erbaut. Die Norderburg wurde 1514 - wie auch die übrigen Dornumer Burgen - im Zuge der Sächsischen Fehde zerstört, 1534 wieder aufgebaut. Ein Turm wurde in der Mitte des 17. Jahrhunderts angefügt. In den Jahren 1698 bis 1706 wurde das Schloss gründlich umgebaut. Ein breiter Dreiecksgiebel ist über dem Eingang zu finden, der ein Relief der Pallas Athene enthält. Das Gemäuer wechselte in den folgenden Jahrhunderten mehrfach den Besitzer.
1942 ging das Schloss schließlich in staatliches Eigentum über. 1951 wurde die Norderburg in eine Realschule umgewandelt. Die Räumlichkeiten des Bauwerks mit dem restaurierten zweigeschossigen Rittersaal, der unter anderem zwei Familienporträts der einst hier residierenden Häuptlingsfamilie von Closter beherbergt, sind nur im Rahmen einer Führung zu besichtigen.
In den Sommerferien wird das Schloss für Ausstellungen, Konzerte und Ritterspiele genutzt. Wegen des Schulbetriebs sind Besichtigungen zu bestimmten Zeiten möglich.
Im Ortskern mit vielen kleinen Gassen ist eine Vielzahl historischer Häuser erhalten geblieben.
Bereits um 1400 gab es in Dornum drei Häuptlingsburgen: die Norderburg, die Westerburg und die Osterburg - die spätere Beningaburg. Die Norderburg wurde ebenso wie die Beningaburg wahrscheinlich im 14. Jahrhundert erbaut. Alle Dornumer Burgen wurden 1514 im Zuge der Sächsischen Fehde zerstört.
1534 wurde die zerstörte Norderburg als Vorläuferbau der heutigen Burg aus Backsteinen im Klosterformat und mit Muschelkalkmörtel wieder aufbauen.
1556 ging die Norderburg in den Besitz der aus der holländischen Provinz Drenthe stammenden Familie von Closter über . Der letzte Erbherr, Haro Joachim von Closter († 1728), baute die Burg zwischen 1698 und 1707 zu einem prächtigen niederländischen Barockschloss mit Park aus, in dessen Mauern noch Reste der alten Renaissanceanlage zu finden sind. 1707 erhielt das Torhaus von 1678 seinen 30 Meter hohen Turm, der mit einer Welschen Haube gekrönt ist. In den beiden laternenartigen Zwischenstücken des Turmes hängen Glocken. Durch das Torhaus führt eine mit einem breiten Rundbogen versehene Durchfahrt zum eigentlichen Hauptgebäude. Haro Joachim von Closter war es auch, der den Spruch "Neid ist mir lieber als Mitleid" über dem Torbogen im inneren Schlosshof anbringen ließ. Bei einem Brand 1721 brannte der Nordflügel ab und wurde völlig neu errichtet.
Später wechselte die Norderburg mehrfach den Besitzer. Ab 1920 wurde das Gebäude als private Mittelschule genutzt. Von 1930 bis 1933 war in dem Gebäude die Ostfriesische Bauernhochschule untergebracht. Ab 1933 diente das Gebäude als Führerschule der SA und Wohn- und Ausbildungsstätte des Reichsarbeitsdienstes. 1 942 ging das Schloss aus Privatbesitz in das Eigentum des Staates über.
Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang das Gebäude in den Besitz des Land Niedersachsens. Ab Ostern 1951 wurde im Gebäude der Norderburg wieder eine private Mittelschule untergebracht. 1956 erfolgte die Umwandlung zur Öffentlichen Schule, die Schulträgerschaft übernahm der Landkreis Norden. Ab 1994 und besonders in den Jahren 1998 bis 2001 erfolgten umfangreiche Restaurierungsarbeiten durch das Land Niedersachsen.
Im Gemeindegebiet gibt es noch vier historische Windmühlen: Die Bockwindmühle Dornum ist nicht nur die letzte erhaltene ihrer Art in Ostfriesland, sondern auch die älteste Mühle überhaupt in der Region. Sie wurde 1626 erbaut und befindet sich seit 1984 im Besitz der Gemeinde Dornum. Die Bockwindmühle besitzt noch keine Galerie und keine Windrose. Zum Mahlbetrieb wird sie manuell in den Wind gedreht. Um diesen Wind besser ausnutzen zu können, wurde die kleine Mühle auf einem künstlich angelegten Erdwall errichtet. In den Orten Westeraccum, Westerbur, Nesse und Neßmersiel stehen Galerieholländer, wie man sie aus Greetsiel her kennt.
Die Bockwindmühle aus Dornum besteht aus Holz und wurde auf einem aus Balken bestehenden Bock oder Ständer auf einem Hügel errichtet, der in früheren Jahrhunderten eine hochwassersicherere Lage versprach. Mit Hilfe eines Steerts (ostfr. Plattdeutsch für "Schwanz") wird der Mühlenkasten (im Volksmund auch "Dufkast", also Taubenschlag genannt) in den Wind gedreht. Die Dornumer Bockwindmühle hat vier Segelgatterflügel, in früheren Jahren auch einmal vier Jalousieflügel, deren Durchmesser (Flucht) ungefähr 20,5 Meter beträgt.
Auf der Wetterfahne der Mühle sind mit Jahreszahl 1789 die Initialen T.A.M. zu lesen für Tebbe Abraham Mammen, der sie 200 Jahre nach ihrer Errichtung an seinen Sohn Johann Tönjes Mammen übertrug.
Die Besichtigung der Mühle ist lediglich an ausgewählten Tagen im Jahr, zumeist an Sonntagen im Sommerhalbjahr, möglich. Mitglieder des Dornumer Mühlenvereins bieten dann Führungen an. An den anderen Tagen ist eine Besichtigung nur von außen möglich.